Sonntag, 12. April 2015

Rezension // Verheissung - Der Grenzenlose


 



Titel: Verheissung - Der Grenzenlose: Der sechste Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q
Autor: Adler-Olsen, Jussi
Verlag: dtv
Ausgabe: Hardcover, 1. Auflage März 2015, 608 Seiten



Aufmachung

Verheissung wartet mit einer dicken Hardcoverausgabe auf mich, die schwerer aussieht, als sie letztlich ist. Wie schon im Vorgängerteil, ist auch dieses Buch von guter Qualität. Für ein Hardcover ist die Bindung sehr flexibel, so dass das Buch sich ohne Gewissensbisse flach aufklappen lässt. Nach dem Lesevergnügen hatte ich allerdings das Gefühl, ich habe es etwas 'rund' gelesen. Da muss man es dann regalfein wieder zurecht drücken und schieben.
Beim Cover und der Einbandgestaltung wartete dtv mit Altbewährtem auf. Als Reihenbuch ist es auch kein Wunder. Die Aufmachung ist Geschmackssache. Mir gefiel sie schon immer gut, weil sie sich auf eine symbolträchtige Sache beschränkt und sie mit einer individuellen Farbgebung in das Zentrum rückt. Der Schriftsatz gefiel mir auch schon immer. Klassisch. Gewohnt. Das Grün ist sehr ansprechend. Alles in allem ein Hardcover, das sich zu kaufen lohnt, wenn man der Jussi-Mania verfallen ist. Es hebt sich in jedem Fall von anderen Hardcovern des Genres ab und bleibt dem Reihenauftritt treu. 

Inhalt

Diese Treue kann man vom Inhalt auch behaupten.  
Für Neulinge: Es geht um den dänischen Polizeikommissar Carl Morck, der das Sonderdezernat Q im Keller der Polizeizentrale in Kopenhagen leitet. Sein Team besteht aus Assad, dem syrischen Einwanderer und Rose, der toughen Frau in der Runde. Seit Band sechs darf auch das Milchgesicht Gordon, frisch gebackener Jurist, endlich ein Schreibtisch ... eckchen im Dezernat Q beziehen. Gemeinsam lösen die drei unter Carls Chefsein Fälle, die von der dänischen Justiz nie aufgeklärt wurden. Zumeist handelt es sich um ungelöste Mordfälle, die oft zehn Jahre und mehr zurück liegen.

Im 6. Fall beginnt alles mit dem Selbstmord eines Polizeibeamten auf der Insel Bornholm, der Carl und sein Team an diese entlegenen Zipfel Dänemarks treibt. Es stellt sich heraus, dass dieser Polizist sich obsessiv mit der Aufklärung des Unfalltodes einer jungen Frau vor 17 Jahren beschäftigt hatte. Umso mehr Carl und seine Kollegen den Fall untersuchen, umso tiefer geraten sie in eine Verstrickung von Gegebenheiten, die schlussendlich dazu führen, dass die Tote nur Opfer eines Mordes gewesen sein konnte. Alle Spuren deuten auf einen geheimnissvollen Mann, der damals für eine Zeit auf Bornholm lebte. Aber wer ist der Mordverdächtige heute? Dessen Identität herauszufinden gestaltet sich schwieriger, als Carl es sich denkt.      



Meinung

Der Adler-Olsen. Nach zwei Jahren des Wartens, war das Erscheinen von Verheissung eine wortwörtliche Verheissung. Das Lesevergnügen stellte sich erst einmal nicht ein. Wie gewohnt schreibt Herr Adler-Olsen in einem flüssigen, harmonischen Stil. Ich empfand den Stil als den Rundesten der sechs Bücher. Auch wenn über 600 Seiten verdammt viel sein können, sie kamen mir beim Lesen nie so vor. Die Gliederung der Kapitel und auch die Perspektiven der Personen waren immer gut nachzuvollziehen. Schreiberisch ist Verheissung ein sehr ansprechendes Buch.

Inhaltlich scheiden sich wohl die Geister an Verheissung. Das dtv die Sonderdezernat Q- Fälle als Thriller bezeichnet, weil es das Marketing so will, macht es dem Buch nicht leicht. Ich würde die Bücher dem Krimi-Genre zuordnen. Und wenn ich es unter dem Gesichtspunkt betrachte, dann ist Verheissung ein solider Krimi. Sehr früh war für mich klar, wer nicht der Täter sein wird. In Spannungsliteratur ist das immer störend. Am Ende war die Auflösung und auch die Verstrickungen aller Handelnden meines Geschmacks nach zu unausgereift. Die Überraschung des Tatmotives verpuffte in einem saloppen Finale, das sich überschlug. Auch das Opfer, die 19-jährige Alberte, war das gesamte Buch über von so großer Bedeutung und doch nur der Schatten einer Erinnerung für den Leser. Die Stärke der ersten Sonderdezernat Q Bücher waren die Fälle, die in der Vergangenheit lagen und die aufgedeckt wurden. In diesem Fall gibt es nur die eine damalige Begebenheit, die sich mit Fällen aus der näheren Vergangenheit mischt, die aber offensichtlich nur dazu diesen Fährten zu legen. Und eben das macht es sehr durchsichtig. Der Autor bedient sich Spannungsinstrumenten aus seinem Repertoire sehr geschickt und doch kombiniert er sie meines Erachtens sehr offensichtlich.

Wenn ich die Bücher zusammendampfe, dann ist der Grund, warum ich Bücher des Autors aus der Sonderdezernat Q-Reihe so begeistert lese und sie auch weiterhin verfolgen werde wie ein Süchtiger,  die Charaktere, die Jussi Adler-Olsen da geschaffen hat. Und hier ist ihm mit Verheissung ein ganz ganz starkes Buch gelungen. Nach den ersten 50 seiten fühlte ich mich wieder zu Hause angekommen. Glücklich und zufrieden. Nicht nur die Figuren Carl, Assad und Rose bekommen nach dem charakterlich schwächeren 5. Band Erwartung Rückenwind und trumpfen im Zusammenspiel, aber auch Carl für sich allein ungemein auf. Auch die Hauptantagonistin bekommt ein überzeugendes Charakterprofil, das ihr Handeln nachvollziehbar macht. Auch wenn es der Spannung der Geschichte nicht immer gut tut, die Figuren bleiben sich treu. Und das auf ganzer Linie.

Überhaupt glänzt Verheissung durch sehr gute Recherche, so wie man es von dem Autor gewohnt ist. Dabei liegt der Fokus auf den verschiedenen heidnischen Kulten, die im Norden praktiziert werden. Die Thematik gefiel mir sehr gut, vor allem, weil auch vergleichbar aktuelle Bezüge genommen wurden. Mit Bornholm als Hauptschauplatz des Buches beschreitet der Autor neue und gelungene Wege, auch wenn mir manchesmal das gute alte Kopenhagen fehlte. Wieder schafft es Adler- Olsen dabei, die fundiert recherchierten Fakten so einzubeinden, dass sie nicht trocken oder arrangiert wirken. Ganz stark. 


Fazit

Verheissung ist das, was eingefleischte Reihenfans lieben werden. Und all andere kann es mit einer guten, wenn auch nicht perfekten, Krimigeschichte packen. Der Schreibstil und der fundierte Hintergrund machen das Buch zu einem guten Griff für jeden krimibegeisterten Leser, der nach anspruchsvoller Unterhaltung sucht, bei der die Charaktere selbst im Mittelpunkt stehen. Eine ganz klare Empfehlung für Fans nordischer Ermittlerkrimis, für Fans der Reihe ein Must Read!


8 von 10 Krimi-Käuzen

4 Kommentare:

  1. Wow, da hat das Buch ja alles in allem sehr gut abgeschnitten. Freue mich für dich, dass es dir doch so gut gefallen hat und vor allen die Charakterstärke wieder im Vordergrund stand.

    Hoffentlich musst du nun nicht wieder zwei Jahre warten :D

    *knutscha*

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  2. Hallöchen! Ich bin's nochmal. ;)
    Hast du schon vom Bloggernetzwerk gehört? Wenn nicht, dann lass ich dir mal kurz den Link zum Hintergrund des Blogs da:
    https://bloggervernetzt.wordpress.com/an-blogger/
    Ich bin dort jedenfalls seit kurzem Mitglied und würde mich sehr freuen, wenn ich deine Rezension hier zu "Verheissung" verlinken dürfte. (Und mit deiner Erlaubnis auch in Zukunft ein paar deiner Rezensionen?)
    Und hier sende ich dir auch einen Beispiellink, wie es das Ganze im Endeffekt aussieht:
    https://bloggervernetzt.wordpress.com/2015/04/01/verheissung-06-von-jussi-adler-olsen/

    Ganz lieben Gruß ♥,
    Janine

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    1. Hallo Janine, ich hab mir die Seite angeschaut dun finde sie kauzig toll! Ich würde mcih darüber freuen, wenn ihr meine Rezis verlinken würdet. :) Wenn du mir sagst, wie ich dich am besten erreichen kann, dann meld ich mich bei dir noch mal persönlich, auch wenn eine neue Rezi von mir on geht.

      Liebe Grüße vom kauzigen buchkauz

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    2. Sehr schön, Danke! :) Das freut mich und mein Team natürlich sehr. Erreichen kannst du mich jederzeit über meinen Blog http://janine2610.blogspot.co.at/ , aber wenn es nur um deine neuen Rezensionen geht, dann kannst du die Links gerne immer mal wieder hier: https://bloggervernetzt.wordpress.com/an-blogger/ 'abliefern'.
      Alles Liebe ♥,
      Janine

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